Johannes Hofner ist Gründungsvorstand des Kommunalunternehmens Strukturentwicklung Landkreis Pfaffenhofen a.d.Ilm (KUS). In seiner Funktion als Wirtschaftsförderer kennt er seit rund 13 Jahren die wirtschaftliche Lage im Landkreis sehr gut. Im Interview spricht er über die aktuelle Situation im Landkreis und die Angebote, welche das KUS im Bereich „Unternehmensservice“ für Betriebe im Landkreis anbietet.
Als Einstieg in unser Gespräch und zur besseren Einordnung für unsere Leser würden wir gerne von Ihnen wissen, wie Sie den Landkreis Pfaffenhofen als Wirtschaftsstandort und die gesamtwirtschaftliche Entwicklung des Landkreises aktuell bewerten?
Der Landkreis Pfaffenhofen ist strategisch günstig gelegen, zwischen den Großstädten München, Regensburg, Augsburg und Ingolstadt und eingebettet in die Hallertau. Er ist für internationale Firmen und mittelständische Betriebe ebenso wie für Startups und traditionelle Familienunternehmen ein attraktiver Wirtschaftsraum. Seine wirtschaftliche Stärke ist insbesondere auf die vielseitige und funktionierende Unternehmenslandschaft zurückzuführen. Die hervorragende Infrastruktur und die ausgezeichnete Lebensqualität sprechen für die Region und tragen zu einer hohen Standortqualität bei.
Corona-Pandemie, Klimawandel, Rohstoffengpässe, Lieferkettenverzögerungen, Ukraine-Krieg, Strukturwandel und Fachkräftemangel – wir leben in Zeiten multipler Krisen, die komplexe und vielseitige Problemstellungen mit sich bringen, im Kleinen wie im Großen, branchen- und generationsübergreifend. Diese gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen werden uns auch in den kommenden Jahren begleiten. Erfreulicherweise zeigen sich vor allem kleine und mittelständische Firmen aber sehr resilient angesichts der stürmischen Zeiten. Ein gesunder Mix aus Großunternehmen, Familien- und Handwerksbetrieben sowie einer innovativen und kreativen Gründerszene ist das stabile Fundament für eine lebenswerte und zukunftsfähige Region. Als Wirtschaftsförderung ist es unsere zentrale Aufgabe, diese robuste Basis zu erhalten und den Weg in eine nachhaltige und digitale Zukunft zu ebnen.
Welche Aufgaben übernimmt das KUS im Landkreis Pfaffenhofen und welche Dienstleistungen bietet es an?
Mit der Gründung des KUS hat die Politik im Landkreis ein deutliches Zeichen gesetzt: seit November 2013 stehen wir Bestandsunternehmen, Existenzgründern und ansiedelungsinteressierten Firmen als kompetenter und innovativer Ansprechpartner zur Verfügung. Dabei ist unser Ziel, beste Rahmenbedingungen für ein gesundes Wachstum und nachhaltige Lebensqualität zu schaffen, sowie wirtschaftliche Trends frühzeitig zu erkennen und zum Wohle der Region zu nutzen.
Das KUS ist als 100-prozentiges Tochterunternehmen des Landkreises Pfaffenhofen zentrale Anlaufstelle für alle Betriebe im Landkreis. Wir unterstützen mit unserem Unternehmensservice bei allen standortrelevanten Themen, sind Anlaufstelle für Existenzgründer und bieten kompetente Begleitung bei Ansiedlungsvorhaben und Unternehmensnachfolgen. Wir verfügen über Expertise in den Bereichen Fachkräftesicherung & Bildung, Nachhaltigkeit, Digitalisierung sowie Innovation & Transfer. Auch die Handlungsfelder Lebensraum- und Destinationsmanagement sind bei uns im KUS angesiedelt.
Ihr Spektrum an Beratungs- und Serviceleistungen ist sehr breit gefächert. Wir würden gerne einen Themenbereich herausgreifen und mit Ihnen über den Bereich „Unternehmensservice“ sprechen. Können Sie uns erklären, was man sich darunter vorstellen kann und an wen sich diese Angebote richten?
Unter Unternehmensservice verstehen wir, dass das KUS als kompetenter Partner für alle Standortthemen, der im Landkreis Pfaffenhofen ansässigen Betriebe zur Verfügung steht. Mit einem über zehn Jahre gewachsenen Netzwerk sowie unterschiedlichen Beratungs- und Serviceangeboten können wir individuell auf persönliche Situation und Fragestellungen eingehen. Unserer Schwerpunktthemen im Bereich Unternehmensservice sind Fachkräfte & Bildung, Digitalisierung und betriebliche Nachhaltigkeit.
Können Sie uns die einzelnen Bereiche, die zum Unternehmensservice gehören, etwas ausführlicher beschreiben?
Dazu gehören unter anderem unsere regelmäßig durchgeführten Unternehmensbesuche. Gelebte Wirtschaftsentwicklung besteht aus einem ständigen Dialog mit den Unternehmen vor Ort. So erhalten wir interessante und wertvolle Einblicke, die Gelegenheit zum gegenseitigen Austausch und die Möglichkeit zur Unterstützung. Die Unternehmensnachfolge ist ebenfalls ein wichtiger Bereich. Zudem beraten wir bei Fördermittelanträgen, Finanzierungsfragen und unterstützen bei den Themen Gewerbeflächen und Betriebserweiterungen. Neben Erweiterungsplänen begleiten wir zudem Umsiedlungsvorhaben. Insbesondere in unseren Schwerpunktthemen bieten wir verschiedene Veranstaltungsformate zur Information und Vernetzung für die Unternehmen, aber auch Beratungsleistungen an. Hier reicht das Spektrum von Informationsveranstaltungen zu gesetzlichen Neuerungen (z.B. NIS2) bis hin zu Personalernetzwerken, um den Austausch unter den Unternehmen zu fördern. Uns ist es wichtig, den Fokus auf die Bedürfnisse, Wünsche und Herausforderungen zu legen, um so erfolgreiche Unternehmen für den Landkreis zu fördern.
Können Sie uns ein Beispiel nennen, wie die Arbeit aussieht oder eines Ihrer laufenden Projekte vorstellen?
Wir begleiten derzeit z. B.
Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, Pfaffenhofen (2024):
Rund eine Milliarde Euro investiert Daiichi Sankyo im Landkreis Pfaffenhofen. Das erlebt man als Wirtschaftsförderung nicht alle Tage. Der japanische Konzern verwirklicht bei uns am Standort ein internationales Innovationszentrum im Bereich der Humanmedizin. Zentraler Baustein sind dabei sehr erfolgreiche, neue Krebsmittel. Mindestens 350 neue Arbeitsplätze werden geschaffen, überwiegend in den Bereichen Forschung, Prozessingenieurswesen, Steril- und Biotechnologie. Noch ist ein Pharma-Cluster Zukunftsmusik – aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Dr. O.K. Wack Chemie GmbH, Baar-Ebenhausen (2024):
Das erste Gespräch hatten wir 2017, das Richtfest fand im Oktober 2022 statt. Seitdem wurden auf dem Grundstück in Baar-Ebenhausen eindrucksvolle Gebäude gebaut. Mit der Dr. O.K. Wack Chemie GmbH konnten wir ein sehr solides Familienunternehmen, das Marktführer im Bereich der Reinigungschemie für die Präzisionsreinigung elektronischer Bauteile ist, im Landkreis begrüßen. Auf dem campusartigen Gelände, finden bis zu 400 Mitarbeiter Beschäftigung. Es war uns eine Freude an der rund fünfjährigen Ansiedelung rund um das Planungsteam von Harald Wack und Susi Pfeil teilhaben zu dürfen. Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit.
Letzte Frage: Welche Funktion hat das KUS mit seinen Angeboten Ihrer Meinung nach in der Region?
Wir sind in der Region sehr gut vernetzt und verstehen uns als Brückenbauer zwischen Wirtschaft und Verwaltung. Neben den engen Kontakten zu den Unternehmen, die wir in regelmäßigen Netzwerkveranstaltungen und Besuchen pflegen, stellen wir eine Schnittstelle zwischen Betrieben und Behörden dar. Die Kenntnis der lokalen Gegebenheiten, unsere langjährige Erfahrung sowie die guten Kontakte zu wichtigen Akteuren der Region ermöglichen es uns, schnell und unbürokratisch Hilfestellung zu gewähren. Hinzu kommt, dass wir als 100-prozentiges Tochterunternehmen des Landkreises Pfaffenhofen über einen schnellen und direkten Draht zu Verwaltung und Kommunen verfügen. Bei der Abwicklung behördlicher Formalitäten, Ansiedelungsvorhaben oder Genehmigungsanträgen fungieren wir als Bindeglied, und erleichtern die Kommunikation vor Ort.