Aktuellen Berichten des Statistischen Bundesamtes zufolge zählen in Deutschland mehr als drei Millionen Menschen zur „stillen Reserve“. Sie könnten einer Erwerbsarbeit nachgehen, tun es aber nicht. Zeitgleich melden sie sich aber auch nicht arbeitslos, sie sind also für die Arbeitsvermittlung unsichtbar. Rund 57 Prozent davon sind Frauen. Bei vielen ist dies dem Betreuungs- oder Pflegebedarf Familienangehöriger geschuldet. Hier knüpft die Veranstaltung „Frauen zurück ins Berufsleben“, initiiert vom Kommunalunternehmen Strukturentwicklung Landkreis Pfaffenhofen a.d.Ilm (KUS) regelmäßig an.
Laut dem Forschungsinstitut der Bundesagentur für Arbeit gibt es derzeit knapp zwei Millionen Stellen, welche die Unternehmen mittelfristig nicht besetzen können. „In Zeiten des Fachkräftemangels ist das ein Widerspruch, dem Arbeitgeber im Landkreis mit familienfreundlichen Strukturen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf bereits entgegenwirken“, so KUS-Vorstand Johannes Hofner. Ein Großteil der Frauen verfüge über eine qualifizierte Berufsausbildung und hervorragende Kompetenzen.
In Zusammenarbeit mit der IHK Geschäftsstelle Ingolstadt und der Agentur für Arbeit lud das KUS bereits zum elften Mal zu dem bewährten Format ein. Mehr als 60 Frauen folgten der Einladung ins Evangelische Gemeindezentrum in Pfaffenhofen.
Von dem großen Interesse erfreut zeigten sich auch Catherine Schrenk, Geschäftsstellenleiterin der IHK für München und Oberbayern aus Ingolstadt, Nadine Seipelt, Gleichstellungsbeauftragte bei der Agentur für Arbeit Ingolstadt sowie Alexandra Kröner, Leiterin der Servicestelle Frauen-Beruf-Gründung aus Ingolstadt. Sie ermutigten die Frauen dazu, in jeder lebensverändernden Situation, nach vorne zu blicken. Man sei überzeugt, dass jeder den passenden Beruf finden kann.
Mut machten auch die Geschichten der erfolgreichen Rückkehrerinnen aus dem vergangenen Jahr. Sie rieten den Teilnehmerinnen zum Blick über den Tellerrand hinaus. Auch eine vielleicht zunächst völlig fremd erscheinende Branche könne sich zur eigenen Berufung entwickeln.
Die teilnehmenden 19 Firmen hatten mehr als 30 zu besetzende Stellen mit im Gepäck. Nach kurzen Vorstellungsrunden konnten die potenziellen Arbeitnehmerinnen und Arbeitgeber ins Gespräch kommen. „Die Veranstaltung ist uns eine Herzensangelegenheit. Wir freuen uns, dass bereits viele Unternehmen im Landkreis das Potenzial der stillen Reserve erkannt haben und nutzen“, erklärt Hofner. Das Interesse sei heuer sogar so groß gewesen, dass man einige Betriebe und ihre Stellenanzeigen auf das schwarze Brett vertrösten musste.
„Die Veranstaltung schafft Impulse zum Wiedereinstieg in das Berufsleben und dient uns zur Vernetzung mit Talenten aus der Region“, begründet Regina Schneider, Personalreferentin der ARS Altmann AG aus Wolnzach, die Teilnahme.
„Mir bereitet es große Freude, anderen Frauen die Arbeitsmöglichkeiten in unserem Hause vorzustellen. Schließlich kenne ich aus eigener Erfahrung die Situation, Beruf und Familie unter einen Hut bekommen zu müssen und hatte immer Fürsprecher, die mich bestärkt haben. Das gebe ich den Frauen hier gerne weiter“, ergänzt Anna Helmke, Leiterin der Beratungsstelle Offene Hilfen bei Regens Wagner in Hohenwart.
Lobende Worte findet auch Susan Sommer, HR-Managerin bei der Arca Consult GmbH aus Pfaffenhofen: „Es ist eine großartige Gelegenheit, um mit hochmotivierten und qualifizierten Frauen aus der Region in einen interessanten Austausch zu kommen. Wir sind dem KUS für diese Plattform, welche professionell und mit viel Herzblut organisiert ist, sehr dankbar. Dadurch können wir uns als familienfreundlicher Arbeitgeber im Herzen von Pfaffenhofen präsentieren.“
Mit dabei waren zudem: 2R Kunststofftechnik GmbH & Co. KG, Caritas, Franz Schelle GmbH & Co. KG, GartenArt Reichenberger, Kastner AG, LAG Landkreis Pfaffenhofen, Landratsamt Pfaffenhofen, LKC Kellerer Steuerberatungsgesellschaft mbH, Martin Jais GmbH, Nadler Straßentechnik GmbH, Netz1 GmbH, Novita Seniorenzentrum, Schirm GmbH, toolhouse DV-Systeme GmbH, Voitas Engineering GmbH und WipflerPLAN Planungsgesellschaft mbH.
Auch das Fazit der Teilnehmerinnen spricht für sich. „Das Format und die Organisation sind super! Wann hat man schon die Möglichkeit, so viele verschiedene Firmen kennenzulernen und direkt mit den Vertretern in Kontakt treten zu können“, so die Rückmeldung einer Frau aus Gerolsbach. Eine junge Mutter aus Oberstimm äußert sich ebenfalls positiv: „Die Veranstaltung hat mir verschiedene Chancen für die Rückkehr aus meiner Elternzeit aufgezeigt. Persönlich und unverbindlich konnte ich mit den Firmenvertretern ins Gespräch kommen und mich informieren welche Angebote es gibt und welche Türen mir offenstehen.“
Wer es nicht zur Veranstaltung geschafft hat, findet unter Frauen zurück 2023 eine Übersicht der offenen Stellen. Eine Wiederauflage ist für November 2024 geplant.