Nur wer sich zeigt, kann auch gesehen werden!
Gründer Christopher Reith
Teil I – Das Unternehmen
Stell dich und dein Team kurz vor! / Womit verdient ihr Euer tägliches Brot?
Ich, Christopher, bin der Geschäftsführer der Einfach Social Media GmbH. Im Kern sind wir sechs Personen, wobei meine Mitarbeiter alle als Minijobber bei mir beschäftigt sind. Darüber hinaus verfügen wir über ein großes Netzwerk, um (fast) alle unserer Kundenwünsche erfüllen zu können.
Mein Team hält mir den Rücken frei und erledigt viele der täglich anfallenden ToDos wie Grafikerstellung, Profilpflege oder das Posten von Beiträgen. Dabei betreut jeder seine Kunden eigenständig. Mittlerweile sind wir gut eingespielt. So kann ich mich auf den Außenkontakt, sprich das Akquirieren neuer Kunden konzentrieren.
In erster Linie machen wir Social Media Marketing: von der Profilpflege, über die Content- und Designerstellung, das Branding bis hin zum Logo.
Derzeit liegt unser Fokus auf dem Social Recruiting, damit haben wir uns auch beim Gründerpreis beworben. „Einfach Azubis“ bzw. „Einfach Mitarbeiter“ kümmert sich um die Suche von Azubis und Mitarbeitern mittels Stellen- und Werbeanzeigen in den Sozialen Medien. Die Mitarbeitersuche ist aktuell bei vielen Firmen eine große Herausforderung und ermöglicht es uns, ins Gespräch zu kommen. Bei einer Stellenanzeige können wir keinen Erfolg versprechen, aber die Kunden schätzen unsere offene und ehrliche Art, und mit unserem Geschäftsmodell konnten wir eine gute Basis für die Zusammenarbeit schaffen.
Und wenn gerade mal nichts Großes ansteht, haken wir bei den Kunden nach, ob alles passt, oder machen uns an die Neukundenakquise.
Wer sind Eure Kunden? Seid ihr auch international unterwegs?
Der Hauptkern ist im DACH-Raum, wir haben auch Ausreißer zum Beispiel aus Griechenland. Dabei gibt es eigentlich keine fixe Zielgruppe, wir betreuen – vom Winzerhof über Gartenbauer, Restaurants bis hin zu Autohäusern – querbeet.
Wie schaut der Büro-Alltag aus?
Wir haben kein festes Firmenbüro, bei uns sitzt jeder, wo er es möchte. Ich teile mir zuhause mein Büro mit meiner Frau, sitze am liebsten aber am Esstisch. Unser Vorteil ist, dass wir eigentlich nur unseren Laptop benötigen.
Das einzige Problem ist momentan noch die langsame Internetverbindung, doch der Glasfaseranschluss kommt demnächst.
Das Business ist vermutlich schwer mit 9-5 vereinbar, oder?
Vergiss es. Es gibt kein Wochenende, es gibt kein 9-5. Trotzdem nehme ich mir meine Freiheit: es klingelt kein Wecker mehr, ob ich 10 Minuten früher oder später am Rechner sitze, ist egal. Mein frühester Termin startet um 9 Uhr. Oft bin ich abends noch im Einsatz, teils auch am Samstag für Abstimmungen mit den Kunden erreichbar. Gepostet wird in der Regel gegen 19 Uhr, Werbeanzeigen und Profile lesen und checken wir auch am Wochenende. Selbst im Urlaub nehme ich mir täglich zwei bis drei Stunden Zeit für mein Business.
Natürlich besteht die Gefahr, „zu viel“ zu machen. Du hast deinen Laptop immer da, bist immer erreichbar. Manchmal denke ich, dass könnte ich jetzt noch schnell erledigen. Aber ich kann nicht 24/7 erreichbar sein, 99% der Kunden akzeptieren das. Man muss sich selbst zurücknehmen, sonst denkt man zu viel nach und kann nicht abschalten. Das kann einen schnell in einen Strudel ziehen. Diesen Prozess musste ich zu Beginn erst lernen und verinnerlichen.
Mittlerweile weiß ich meine Flexibilität sehr zu schätzen. Wenn mal kein Termin ansteht und das Wetter passt, gönne ich mir die Freiheit und verschwinde 3-4 Stunden zum Golf spielen.
Was macht deiner Meinung nach einen guten Social-Media-Auftritt aus?
Ehrlichkeit und Realität! Es muss nicht immer alles in 4K-Werbequalität fotografiert sein. Viele unserer Kunden liefern das Bildmaterial selbst, teilweise haben Azubis oder affine Mitarbeiter die Fotos mit einer guten Handykamera gemacht. Natürlich sollte das Gesamterscheinungsbild passen.
Für die Unternehmen ist es hilfreich, insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels, sich als Arbeitgebermarke zu präsentieren und Einblicke in den Arbeitsalltag zu ermöglichen: egal ob das Interview mit dem Chef, die Vorstellung der Ausbildungsberufe oder ein lustiger Schnappschuss vom Teamevent.
In den Sozialen Medien scheint nicht immer nur die Sonne, wie sollte man bei einem Shitstorm richtig handeln?
Wir empfehlen eine sachliche Antwort auf den Kommentar. Beim Thema zu bleiben ist in der Regel sinnvoller, als Beiträge zu löschen oder zu verbergen. Fragwürdige Kommentare gibt es in Zeiten des anonymen Internets immer wieder.
Teil II – Die Gründung
Wie kam es zu dem Entschluss den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen?
Für meinen Weg zu Social Media muss ich etwas weiter ausholen. Aufgrund meiner Liebe zum Kochen habe ich zunächst eine Ausbildung als Koch begonnen. Durch Kurzarbeit in meinem damaligen Ausbildungsbetrieb konnte ich meine Ausbildung jedoch nicht abschließen.
Eigentlich wollte ich schon immer etwas mit IT machen, aber ich wollte auch nicht so weit weg von zuhause. So habe ich mich 2009 für eine Ausbildung als Verwaltungsfachangestellter im Geisenfelder Rathaus entschieden. Ursprünglich hätte ich anschließend im Standesamt eingesetzt werden sollen, doch dann wurde eine Stelle in der IT frei.
2016 wurde Einfach Socialmedia gegründet. Ich war damals als Reise-/ Fitnessinfluencer mit 35.000 Followern viel unterwegs und hatte einfach Spaß dabei. Dann kamen die ersten Firmen und haben angefragt, ob ich nicht Werbung für sie machen könnte. Eines Tages hat ein Unternehmen aufgrund der guten Zusammenarbeit mich für alles, was mit Social Media bei ihnen zu tun hat, verpflichtet. Dann dachte ich mir, wenn es hier funktioniert, wieso dann nicht auch bei anderen Firmen?
2018 habe ich ein Einzelunternehmen gegründet, 2022 folgte die Umwandlung in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Seit April 2023 stecke ich meine Arbeitskraft, Energie und Kreativität nun komplett in die Einfach Social Media GmbH.
Seither können wir unsere Kunden professioneller und organisierter betreuen und auch mehr Aufträge annehmen. Manchmal denke ich mir, ich hätte es früher machen sollen. Doch dann kam Corona.
Gab es Momente, in welchen du diesen Schritt bereut hast? Mit welchen Herausforderungen hattest du zu kämpfen?
Einer der schwierigsten Schritte war es, meinen Eltern beizubringen, dass ich meinen sicheren Job mit gutem Verdienst im öffentlichen Dienst aufgebe. Sie wussten am Anfang gar nicht so genau, was ich da eigentlich mache, und haben mir immer eingeschärft, meinen Job zu behalten. Dann kam der Punkt, an dem ich mich entscheiden musste, finanziell und auch mental gesehen. Ich erzählte es meinen Eltern, und sie standen beide voll hinter mir. Ihre Devise war, mit einer guten Ausbildung findest du schnell wieder was, auch wenn es vielleicht nicht direkt der Traumjob ist.
Ich hatte mir durch den soften Einstieg bereits einen Kundenstamm aufgebaut, aber man braucht jeden Tag den Antrieb, sonst ist es schwer. Man muss zu 100 Prozent hinter seinem Geschäftsmodell stehen und konsequent versuchen, neue Kunden zu akquirieren. Früher hatte man sein fixes Einkommen aus dem Hauptjob, da war der Zugewinn aus dem Nebenerwerb nicht existenziell. Jetzt merkt man es extremer – Ende des vergangenen Jahres hatte ich zum Beispiel das Gefühl, die Firmen schlafen, weil einfach nichts kam. Das sollte man nicht unterschätzen.
Teilweise ist es auch schwer passende Mitarbeiter für den Vertrieb zu finden. Niemand kennt dein Produkt so gut wie du selbst. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es am zielführendsten ist, wenn ich selbst bei potenziellen Neukunden anrufe. Das ist ein großer Zeitinvest und der administrative Aufwand dranzubleiben kostet ebenfalls viel Zeit. Auch die schwarzen Schafe, die in der Social-Media-Branche unterwegs sind, erschweren es uns ein Stück weit.
Wo soll die Reise hingehen? Wo siehst du Euch in 5 Jahren bzw. 10 Jahren?
Eigentlich kennt unser Geschäftsmodell keine Grenzen, wir könnten theoretisch jeden Kunden auf der Welt betreuen. Aber ich möchte realistisch bleiben. Mein Ziel ist es, immer ein familiäres Verhältnis mit meinen Kunden zu haben und auf Augenhöhe mit ihnen zu kommunizieren. Das funktioniert meiner Einschätzung nach am besten in der eigenen Muttersprache. Ich nehme mir regelmäßig die Zeit und treffe mich mit den Kunden im Betrieb.
Aktuell bin ich sehr glücklich mit den Entwicklungen. Ich kann von überall arbeiten und diese Freiheit und Flexibilität weiß ich sehr zu schätzen. Unser Fokus liegt auf einem stetigen Wachstum.
Mein Traum wäre, meinen Mitarbeitern eine Vollzeitanstellung zu ermöglichen. Dafür braucht es eine gewisse Basis mit einem stetigen Wachstum. Daran arbeiten wir täglich konsequent.
Was hat dich dazu bewegt, hier in der Region zu gründen? Wie gefällt Dir die Unterstützung bzw. das Angebot für Gründer durch das KUS?
Ich bin sehr heimatverbunden und hatte daher nie den Gedanken aus der Region weg zu gehen. Somit war klar, dass ich meine Firma hier gründe. Ich habe Kurse im Landratsamt zum Thema „Social Media für Vereine“ und dann auch für die VHS gegeben. Dadurch bin ich mit dem KUS in Kontakt gekommen. Seither haben wir regelmäßig Kontakt und ich versuche die vielseitigen Angebote und Veranstaltungen wie „KUS meets Gründer“ mit meinem Terminkalender in Einklang zu bringen. Über das KUS bekomme ich kostenfrei und neutral Unterstützung, kann andere Gründer aus der Region kennenlernen und mein Netzwerk erweitern.
Das KUS hat mich übrigens auch davon überzeugt, mich für den Gründerpreis zu bewerben.
Hast du einen Tipp für all diejenigen, welche mit dem Gedanken spielen zu gründen?
Hab keine Angst, wage den Schritt einfach! Viele meiner Kunden haben zig Eventualitäten im Kopf, was alles passieren könnte. Meine Devise ist immer: „Nur wer sich zeigt, kann auch gesehen werden.“ Das ist unser Leitspruch.
Probiere es einfach aus! Du kannst noch so lange Pläne schreiben, es kommt immer irgendwas Unvorhergesehenes, dann kannst du reagieren. Alle offenen Fragen klären sich mit der Zeit. Auch wenn es am Anfang „nur“ nebenbei ist. Das war meine beste Entscheidung. Durch eine Gründung im Nebenerwerb hast du zunächst die Sicherheit durch die Festanstellung, kannst vielleicht sogar deine Stunden im Hauptjob reduzieren und währenddessen schauen, ob dein Geschäftsmodell im Markt funktioniert und dir einen ersten Kundenstamm aufbauen. Wenn du gleich in die vollen gehst, ist der Druck größer, das Gedankenkarussell läuft permanent mit.
Das gilt auch für die Kundenakquise – mehr als nein sagen können potenzielle Neukunden nicht.
Zudem sollte man für sein Business brennen, Elan haben und die Sache wirklich wollen.
Auch Freiräume sollte man sich bewusst schaffen, sonst geht der Schuss nach hinten los. Bei vielen Selbständigen besteht die Gefahr, dass sie zu viel machen. Der Druck Geld verdienen zu müssen, bringt viele an ihre Grenzen.
Achte auf dich, deine mentale und physische Gesundheit!
Teil III – Der Gründer
Wenn der Tag mal richtig stressig war, wie erdest du dich wieder?
Wenn das Wetter passt, gehe ich gerne Golf spielen. Kochen oder Grillen mit einem leckeren Wein helfen auch.
Das wusste bisher (fast) keiner von dir?
Ich freue mich sehr darauf dieses Jahr Papa zu werden.